NGW-BLOG | Monats-Archiv:

September 2022

Watt'n Meer

Erste Einblicke in die Meeresforschung

Der Tag begann mit einem Vortrag über die Tiefsee-Forschung von Herrn Dr. Kai George, Fachbereichsleiter am Senckenberg-Institut für die Forschung an Meiobenthonischen Arthropoda. Nach einer eindrucksvollen Klarstellung der Dimension des Meeres führte Dr. George uns in die Geschichte der Tiefsee-Forschung ein. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hielten Wissenschaftler die Tiefsee aufgrund von hohem Druck, niedriger Temperaturen und fehlendem Licht für einen lebensfeindlichen Raum. Im Jahr 1872 widerlegte eine Expedition der Challenger diese Hypothese, indem sie Lebewesen auf 4000m tiefem Meeresboden fanden. Dr. George ging folglich konkreter auf sein eigenes Forschungsgebiet und die damit verbundenen Aufgaben und technischen Geräten ein. Einerseits gab er uns einen Überblick über die in der Forschung verwendete Technik.  Andererseits stellte Dr. George die aktuellen Forschungsfragen dar. Beispielsweise arbeiten die Tiefseeforscher daran, das Meiobenthos-Paradoxon zu lösen: Wie kann es sein, dass Lebewesen, die stark in ihrer Bewegungsfreiheit und Fortpflanzungsdynamik eingeschränkt sind, sich auf der ganzen Welt punktuell und disjunkt verteilen und dabei augenscheinlich riesige Distanzen überwinden? Eine Hypothese zur Lösung dieses Paradoxons ist, dass Lebewesen, die in Flachwassern leben, zufällig in die Tiefsee getrieben werden und dort überleben können.

Nach weiteren Themendiskussionen und wirklich interessanten Debatten verabschiedeten wir uns auf dem Weg zur Aldebaran. Dort angekommen wurden wir von der 6-köpfigen Crew, bestehend aus dem Skipper Frank Schweikert, Gründer des Aldebaran-Schiffprojekts, dem Co-Skipper Sören und den Assistentinnen Julia und Alina sowie Kordula herzlich begrüßt und in die Forschungsarbeit des Schiffes sowie Entstehungsgeschichte eingewiesen. Zuerst gab es eine allgemeine Einweisung in die Biosphäre des Wattenmeeres, danach fuhren wir in den Jadebusen hinaus. Nach einer leider verkürzten Ausfahrt aufgrund der schlechten Wetterbedingungen analysierten wir die genommenen Proben und fanden einige Nachweise für Mikroplastik in den entnommenen Proben. 

Bei Einbruch der Dunkelheit beendeten wir zunächst unsere Forschungsarbeiten, damit endete ein weiterer interessanter Tag mit vielen neuen Erkenntnissen.

Watt'n Meer

Watt’n Meer – Schülerforschungsprojekt in Cuxhaven und Wilhelmshaven

 Wilhelmshaven, den 26. September 2022. Mit dem Schülerforschungsprojekt „Watt’n Meer“ erleben Schülerinnen und Schüler in Wilhelmshaven im Rahmen einer Projektwoche den Lebensraum Nordsee hautnah, ihre großen Chancen und wichtigsten Bedrohungen. Das Projekt soll als außerschulische Erweiterung des regulären Unterrichts die Begeisterung für das Thema Meer entfachen und vertiefen und den Spaß am Experimentieren wecken. Das Bewusstsein für das Wattenmeer, sowie für Umwelt- und Klimaschutz generell soll gestärkt werden, da das Meer der wichtigste Lebensraum für die Zukunft der Menschen ist und insbesondere Küstenregionen eine wichtige Verantwortung in der nachhaltigen Nutzung spielen werden. 

Eine mehrstündige Forschungsexpedition auf dem speziell dafür ausgestatteten Forschungsschiff ALDEBARAN ist das Highlight der Forschungswoche, basierend auf der 30-jährigen Erfahrung seiner Crew. Im Rahmen des Watt-Entdeckertages leistet die Forschungswoche auch einen entscheidenden Beitrag zur Förderung des Interesses von Schüler*innen für Naturwissenschaften und das Ökosystem vor der eigenen Haustüre. Ermöglichst wird „Watt’n Meer“ durch die Unterstützung zahlreicher engagierter außerschulischer Partner*innen und der Niedersächsischen Wattenmeer Stiftung, sowie der Deutschen Meeresstiftung. 

„Die Ozeane sind der Arbeitgeber für kommende Generationen an der Küste, daher ist es wichtig früh die Begeisterung fürs Meer zu wecken und auch langfristig ein eigenes Schulfach „Meer“ zu etablieren“, so Frank Schweikert, Gründer der Deutschen Meeresstiftung. 

„Schülerinnen, Schüler und deren Lehrkräfte aus zwei Küstenstädten, das Amadeus-Abendroth-Gymnasium Cuxhaven und das Neue Gymnasium Wilhelmshaven, teilen ihre Begeisterung für naturwissenschaftliche Forschung im Schülerforschungsprojekts „Watt’n Meer“. Eine Forschungswoche zu den Themen Biodiversität, Schall und Sediment, Plankton und Nährstoffe, Plastik und Echograph auf einem echten Forschungsschiff ist ein fantastischer außerschulischer Lernort, der noch dazu durch Besuche bei weiteren Kooperationspartnern der Deutschen Meeresstiftung und der Niedersächsischen Wattenmeerstiftung ergänzt wird. Mit praxisnahem Unterricht junge Menschen für den Erhalt eines weltweit einzigartigen Ökosystems zu sensibilisieren, ist ein super Ansatz“, sagt Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies. 

Neben einem Landprogramm finden die mehrstündigen Ausfahrten an Bord des Forschungsschiffes in Richtung Jadebusen statt. Dort analysieren die Schülerinnen und Schüler Gewässerproben und bestimmen die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen in Schauaquarien und am Mikroskop. Zu den wichtigsten Forschungsgeräten an Bord der ALDEBARAN gehören eine moderne Unterwasserdrohne, ein hochempfindliches Hydrophon mit dem die Schüler*innen gemeinsam den Geräuschen der Unterwasserwelt lauschen können. Zusätzlich werden mit dem Van-Veen-Bodengreifer Sedimentproben vom Meeresgrund genommen. Mit einem Planktonnetz fangen die Nachwuchsforscher/innen die kleinsten Meeresbewohner und machen unter dem Mikroskop und auf einem großen Bildschirm deren Faszination sichtbar. Mit einer automatischen Multisonde und einem Wasseranalysekoffer können wichtige Wasserparameter untersucht werden. 

Zu den unterstützenden Partnern*innen gehören das Wattenmeer-Besucherzentrum, wo die Teilnehmenden im Biolabor forschen und einen Blog zu ihren Arbeitsergebnissen auf den Schulwebseiten veröffentlichen und eine Schaufischkutterfahrt die das Thema Küstenfischerei aus einem anderen Blickwinkel thematisiert. 

Am Projekt sind das Amandus-Abendroth-Gymnasiums (AAG) aus Cuxhaven und das Neue Gymnasium (NWG) aus Wilhelmshaven beteiligt, die Teil des Biosphärenschulen-Netzwerk der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer sind und seit kurzem auch im MINT EC Netzwerk zusammenarbeiten. 

Die ALDEBARAN 

Seit 1992 ist das bekannte gelbe Forschungs- und Medienschiff ALDEBARAN als flexible und kostengünstige Forschungs- und Kommunikationsplattform in Küstengewässern weltweit unterwegs. Mit knapp einem Meter Tiefgang und einer hervorragenden Grundausrüstung ist der Forschungssegler spezialisiert auf die Flach- und Küstengewässer vorwiegend in Deutschland und Europa. Die ALDEBARAN ist weltweit einsetzbar und bietet bis zu vier Wissenschaftlern, Technikern und Medienmachern einen flexiblen und unkomplizierten Arbeitsplatz. Seit Jahrzehnten zeigt die Forschungsyacht vorbildlich, wie mit minimalem „Carbon Footprint“ exzellente Meeresforschung betrieben werden kann. www.aldebaran.org 

Die Deutsche Meeresstiftung 

Die 2015 gegründete gemeinnützige Deutsche Meeresstiftung versteht sich als Moderatorin im interdisziplinären Dialog zum Schutz der Ozeane zwischen Verantwortlichen aus Umweltpolitik, Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung sowie Naturschutz und Kultur über eine nachhaltige wirt-schaftliche Nutzung der Meere. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, mithilfe von öffentlich-keitswirksamen Projekten das Bewusstsein in der Bevölkerung für die Ozeane zu stärken. Einen Schwerpunkt legt die Stiftung auf die Umweltbildung vor allem von Kindern und Jugendlichen, um Wissen zu vermitteln über die Nutzung und den Schutz unserer Ozeane. Die Mission: Vom Wissen zum Handeln – in der Schule muss „Meer“ eine größere Rolle spielen. www.meeresstiftung.de 

Die Niedersächsische Wattenmeeresstiftung 

Die Niedersächsische Wattenmeer Stiftung fördert Umwelt- und Landschaftsschutz im Nationalpark Wattenmeer und in seinem Einzugsbereich. Projekte zur Energieeinsparung und zur Verwendung von umweltschonenden und regenerativen Energien aus Wissenschaft und Forschung werden unterstützt. https://www.umwelt.niedersachsen.de/startseite/service/stiftungen/die-niedersaechsische-wattenmeerstiftung-8901.html